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Micromanagement: Mein Weg von Motivation zu Frustration

Neuer Chef, neue Dynamik – ich war neugierig und offen für frische Impulse. Bereit, gemeinsam was zu bewegen.
Dachte ich.

Doch ziemlich schnell wurde klar: Er bewegte – vor allem den Korrekturstift.

Jede E-Mail, die ich schrieb, wollte er erst „gegenlesen“. Jede Präsentation ging mindestens dreimal durch seine Hände – kommentiert, zerlegt, umformuliert. Nicht auf eine Art, die mir half, besser zu werden. Sondern so, dass ich irgendwann glaubte, nie gut genug zu sein.

„Das müssen wir nochmal überarbeiten.“ – sein Standardsatz. Egal, wie sorgfältig ich arbeitete – es reichte nicht. Also begann ich, alles abzustimmen, bevor ich etwas tat. Ich fragte lieber nach, bevor ich einfach entschied. Ich war nicht mehr in meinem Job – ich war in einer Dauerprüfung.

Die Folge? Ich verlor jede Freude an der Arbeit. Und mein Chef? Der wunderte sich, warum ich nicht mehr mitdachte.
Micromanagement hatte uns beide in die Sackgasse geführt.

Du denkst, Kontrolle bringt Sicherheit? Falsch gedacht.

Micromanagement entsteht selten aus bösem Willen. Oft ist es Angst. Angst, dass etwas schiefgeht. Angst vor Fehlern. Und je größer der Druck, desto stärker der Impuls, alles kontrollieren zu wollen.

  • „Ich mach das lieber schnell selbst.“ Klingt harmlos – ist aber eine Botschaft: Ich trau dir das nicht zu.
  • „Ich will sicher sein, dass es richtig gemacht wird.“ – Was beim Gegenüber ankommt? Dein Weg ist nicht gut genug.
  • „Ich schau nochmal drüber – zur Sicherheit.“ – klingt fürsorglich. Ist es aber nicht. Es ist Kontrolle, verkleidet als Qualitätssicherung.

Was kurzfristig wie Struktur wirkt, wird langfristig zur Belastung. Für alle.

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Micromanagement zeigt sich nicht nur in der To-do-Liste – es zeigt sich im Verhalten des Teams.

  • Entscheidungen werden nicht mehr getroffen. Alle fragen erst nach. Kein Mut zum eigenen Weg. Lieber absichern.
  • Eigenverantwortung? Fehlanzeige. Warum etwas selbst verantworten, wenn am Ende sowieso alles korrigiert wird?
  • Veränderung wird mühsam. Jede Idee, jedes neue Vorgehen muss durch drei Schleifen – bis die Luft raus ist.
  • Vertrauen geht verloren. Nicht nur dein Vertrauen ins Team. Auch umgekehrt. Wer spürt, dass er nicht ernst genommen wird, zieht sich zurück.

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Vertrauen bedeutet nicht, alles laufen zu lassen. Aber es bedeutet, loszulassen.

  • Es geht nicht darum, wie jemand arbeitet – sondern was dabei rauskommt.
  • Es geht darum, Fehler zuzulassen – weil Menschen durch Erfahrungen wachsen, nicht durch Vorgaben.
  • Es geht darum, Verantwortung wirklich zu übergeben. Nicht nur die Aufgabe, sondern auch den Gestaltungsspielraum.

Und es geht darum, sich selbst zu fragen:
Habe ich meinem Team je die Chance gegeben, es auf ihre Weise zu lösen?

Fazit: Micromanagement – die Angst vor dem Loslassen

Micromanagement wirkt wie Führung – aber es ist keine. Es ist Angst. Und Angst war noch nie ein guter Begleiter.

Wenn du also merkst, dass du alles doppelt absicherst, jede Entscheidung kommentierst, jede Idee schleifst – frag dich:
Was versuche ich eigentlich zu kontrollieren?
Und was würde passieren, wenn ich es einmal lasse?

Vielleicht ist heute ein guter Tag, um genau das zu tun.

Erwischt? Falls du dich in diesem Text wiederfindest, ist es Zeit, umzudenken. Wie wäre es, wenn du heute bewusst eine Sache nicht kontrollierst?