Erst wenn jeder glänzen darf, strahlt das ganze Team: 5 Tipps für Führungskräfte, um individuelle Stärken zu fördern
Stell dir vor, dein Team besteht aus zehn Klonen deiner selbst. Klingt erstmal praktisch, oder? Keine Diskussionen, keine Missverständnisse, keine Reibereien. Jeder denkt wie du, arbeitet wie du, trifft Entscheidungen wie du. Perfekt? Oder doch eher ein Albtraum? Denn was passiert, wenn alle gleich ticken? Niemand stellt unkonventionelle Fragen, keiner entdeckt blinde Flecken, und Innovation? Fehlanzeige. Am Ende hast du ein Team voller Ja-Sager, die sich fragen, warum alles so uninspiriert ist.
Warum Teams mit Vielfalt erfolgreicher sind – und warum das oft ignoriert wird
Studien zeigen: Diverse Teams sind erfolgreicher. Trotzdem herrscht in vielen Unternehmen Frust. Laut Gallup Engagement Report 2023 sind viele Angestellte unzufrieden – unter anderem, weil ihre Stärken nicht erkannt oder gefördert werden.
McKinsey hat es ebenfalls belegt: Teams performen besser, wenn ihre Mitglieder ihre individuellen Stärken einbringen können. Gerade in Zeiten der Veränderung macht das den Unterschied. Unterschiedliche Herangehensweisen – sei es durch kreative Querdenker, analytische Denker oder pragmatische Macher – helfen, Herausforderungen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und innovative Lösungen zu finden.
Und trotzdem passiert oft das Gegenteil. Vielfalt wird nicht aktiv genutzt. Stattdessen erwartet man, dass alle in dasselbe Muster passen. Das Ergebnis? Menschen trauen sich nicht, ihre Stärken zu zeigen, weil sie Angst haben, aus der Reihe zu tanzen. Und so bleiben Potenziale ungenutzt, während alle sich wundern, warum nichts vorangeht.
Der Schlüssel liegt im Vertrauen. Deine Teammitglieder müssen wissen, dass ihre Stärken willkommen sind. Genau hier bist du gefragt: Du musst bewusst Räume schaffen, in denen Individualität nicht nur erlaubt, sondern erwünscht ist.
Erfolgreiche Teams brauchen unterschiedliche Rollen
Eine Möglichkeit, diesen Raum zu gestalten, ist aktiv die individuellen Stärken und Präferenzen sichtbar und besprechbar zu machen. Hier helfen Tools wie das Team Management Profile (TMP) von Margerison-McCann.
Als ich mit meinem Team die gemeinsame Reise startete, liefen unsere Meetings ohne feste Agenda. Es war ein bisschen chaotisch, nicht besonders produktiv – und ich wunderte mich darüber. Ich persönlich brauchte keine Struktur. Als extrovertierter und flexibler Mensch liebe ich spontane Diskussionen und hasse es, Agenden zu schreiben.
Erst als wir unseren ersten Workshop mit dem TMP machten, fiel der Groschen: Meine Teammitglieder hatten eine ganz andere Herangehensweise. Sie waren strukturiert, arbeiteten lieber mit einem klaren Plan und brauchten eine Agenda, um sich gut vorzubereiten. Mir war nie bewusst gewesen, wie wichtig ihnen das war.
Also passten wir unser Vorgehen an: Ab sofort erstellten sie die Agenda, und jeder – auch ich – trug vorab seine Punkte ein. Das Beste daran? Sie hatten die Struktur, die sie brauchten, und ich musste mich nicht um etwas kümmern, das mir sowieso keinen Spaß machte. Win-win! Seitdem liefen unsere Meetings viel effizienter – und alle waren zufriedener.
Aber das TMP macht nicht nur die Unterschiede hinsichtlich unserer Präfenzen sichtbar, es zeigt auch, welche Rollen für ein starkes Team essenziell sind:
- Berater – Bringt strategische Klarheit ins Team.
- Innovator – Denkt kreativ und entwickelt neue Ideen.
- Promoter – Begeistert andere und treibt neue Konzepte voran.
- Organisator – Hält den Laden strukturiert und effizient.
- Entwickler – Baut Ideen weiter aus und macht sie umsetzbar.
- Umsetzer – Bringt Pläne in die Realität.
- Überwacher – Checkt Details, Risiken und sichert Qualität.
- Stabilisator – Sorgt für Balance und Kontinuität.
Wenn klar ist, wer welcher Rolle entspricht, lassen sich Aufgaben viel gezielter verteilen. So landet die Arbeit bei den richtigen Leuten, Abläufe werden flüssiger und Reibungsverluste minimiert. Die gute Nachricht? Man kann genau das trainieren und so das Beste aus dem Team herausholen.
5 Tipps, wie du Individualität im Team förderst
1️⃣ Schaffe Transparenz
Nutze Tools wie das TMP oder den Gallup StrengthsFinder, um die Stärken und Arbeitsweisen in deinem Team sichtbar zu machen. Das sorgt für Aha-Momente – und oft lösen sich Missverständnisse plötzlich in Luft auf.
Praxisbeispiel: Eine Mitarbeiterin denkt analytisch und hasst spontane Brainstormings. Seitdem du Meetings so strukturierst, dass sie sich vorher vorbereiten kann, liefern ihre Inputs plötzlich echten Mehrwert.
2️⃣ Baue Vertrauen auf
Schaffe eine Kultur, in der sich alle trauen, ihre Stärken einzusetzen – ohne Angst, belächelt oder übergangen zu werden.
Praxisbeispiel: Ein Teammitglied hat geniale Ideen, hält sie aber zurück, weil es Angst vor negativen Reaktionen hat. Du führst regelmäßige Feedbackrunden ein, in denen du selber deine Unsicherheit zum Ausdruck bringst. Das ermutigt!
3️⃣ Setze Rollen bewusst ein
Nutze die Stärken deiner Teammitglieder gezielt, statt Aufgaben wahllos zu verteilen.
Praxisbeispiel: Euer Team arbeitet an einem neuen Produkt. Der Promoter übernimmt die Kommunikation zu den Entscheidern, der Innovator entwickelt Lösungen für die Vermarktung, der Überwacher stellt sicher, dass alles umsetzbar ist. So läuft der Produkt-Launch reibungslos.
4️⃣ Erlaube unterschiedliche Arbeitsweisen
Nicht alle arbeiten gleich – und das ist gut so! Respektiere unterschiedliche Stile und integriere sie aktiv.
Praxisbeispiel: In deinem Entwickler-Team dominieren laut denkende Extrovertierte. Durch eine neue Meeting-Struktur, in der alle vorher Zeit haben, ihre Gedanken zu sortieren, kommen endlich auch die Stilleren zu Wort – mit besseren Ergebnissen für alle.
5️⃣ Nutze Feedback als Wachstumsmotor
Feedback ist nicht nur zum Bewerten da – es hilft auch, sich weiterzuentwickeln.
Praxisbeispiel: Du ersetzt das jährliche Mitarbeitergespräch durch monatliche Kurz-Check-ins. Statt über Fehler zu sprechen, geht es um Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten. Die Motivation steigt – und damit auch die Leistung.
Fazit: Individualität ist der Schlüssel zu erfolgreichen Teams
Wenn du die Individualität deiner Teammitglieder erkennst und gezielt förderst, schaffst du ein Umfeld, in dem Vielfalt zur Stärke wird. Teams, die ihre unterschiedlichen Kompetenzen nutzen, meistern Herausforderungen nicht nur besser – sie gestalten Wandel aktiv und arbeiten erfolgreicher.